Das Jahr starteten wir mit einem ausgezeichneten Flug vom Lauberhorn.
Der erste Besuch im noch jungen Jahr 1992 galt Andrea Kuhn in
Sils-Maria. Es ging herzhaft-chaotisch zu und her, auf dem Corvatsch. Erst verbrachten wir
(Beat, Christine, Marc, Manfred und Ursula) den halben Morgen mit unzähligen
Startversuchen, trotz Rückenwind...- dann wagten wir uns mit Andrea auf den Gipfel des
Piz Corvatsch. Ich vergesse nie mehr wie Andrea einem Vogel gleich mehrmals den Gipfel
umrundete, um nach jedem Kreis wieder mit offenem Schirm auf der Bergspitze zu
balancieren. Hinter ihm gings mehrere Hundert Meter senkrecht nach unten. Unter dessen
kämpften wir mit den Tücken der hochalpinen Bedingungen (3500 m über Meer). Nachdem
Andrea einen seiner Schüler quasi in die Luft hinausschickte, widmete er sich uns, damit
wir nicht vollends die Nerven verlören. Trotz allem gelang allen ein unvergesslicher Flug
vom Piz Corvatsch hinunter zum Ufer des gefroreren Silser Sees.
Auf der Rückfahrt besuchten Christine und ich den Fluglehrer Erwin Jörg
auf der Lenzerheide. Als Biplace-Profi flog er natürlich den ITV Cyclop.
Ende Februar präsentierte sich FLY OVER erstmals in
Engelberg. Die innovative Flugschule IMPULS SPORT organisierte im Frühling eine Reihe von
Testweekends. Vom prächtigen Flugwetter profitierten sowohl die interessierten Piloten
als auch wir als Vertreter von ITV.
Im April 1992 fand in Grindelwald die Schweizer Meisterschaft im
Gleitschirmfliegen statt. FLY OVER war mit einem Stand vertreten und präsentierte einmal
mehr: ITV - Dieser Anlass in Grindelwald zählt auch im Nachhinein zu den schönsten
überhaupt. Perfektes Wetter, super Organisation und viel Publikum - alles umramt von
einer einmaligen Bergkulisse.
In diese Zeit fällt auch die legendäre Eintauschaktion. ITV stand als einer der ersten Hersteller zu einem Problem, welches immer weitere Kreise zog. Tücher die der UV-Belastung nicht in genügendem Masse standhielten. Einige Flugschulen, die ITV-Gleitschirme vor unserer Zeit verkauften, kontaktierten ihre Kunden. Aufgrund einer Liste war ersichtlich, welche Seriennummern davon betroffen waren. Die Höhe der Entschädigung, resp. Anrechnung an ein neues Modell richtete sich nach Alter und Modell des alten Geräts. Bei in Frage kommenden Gleitschirmen erfolgte die Entschädiung nach dem Einsenden der ausgeschnittenen Seriennummer und eines Teil des Stabilos. Die Flugschulen organisierten den Eintausch und wir lieferten die neuen Gleitschirme. So verkaufen wir innerhalb von 8 Wochen über 80 ITV-Gleitschirme. Diese Aktion trug dazu bei, dass einerseits innert relativ kurzer Zeit viele neue ITV-Gleitschirme am Schweizer Himmel auftauchten (die beste Werbung) und andererseits das Jahr 1992 zum Rekordjahr für FLY OVER geworden ist.
Im Sommer 1992 stand
der World-Cup in Fiesch auf dem Programm. FLY OVER war selbstverständlich mit einem
Stand vertreten. Leider klaute uns eine unbekannte Täterschaft unser Modell von einem ITV
METEOR (ca. 4 m Spannweite). Da die Ware nicht in einem geschlossenen Behältnis lag, kam
keine Versicherung für den Schaden auf. Wenn also irgend jemand, der diesen Artikel
liest, weiss, wo sich dieses Modell befindet (inkl. Leinen und Sitzli) soll er doch so
nett sein und uns dies mitteilen. Flyover@fly.ch
Traditionsgemäss veranstaltet unser Club, der PDCD den
Clubwettkampf. 1992 findet der Wettkampf im Gebiet von Blumenstein statt. Der Zuzug von
starken Piloten, wie beispielsweise die Gebrüder Vetter, beeinflussen den Club für die
folgenden Jahre. Marc Vetter, einer der weltbesten Gleitschirmpiloten überhaupt, holte
dreimal in Serie den Schweizer Cross-Country-Cup. Jedesmal mit einem beträchtlichen
Punkteabstand zum Zweitplazierten.
Gleich anschliessend waren wir noch in Gstaad an den Schweizer Clubmeisterschaften
zu Gast. Bei all diesen Anlässen waren wir meistens alleine und konnten unseren Auftritt
voll geniessen. Ueberall hingen die Transparente von ITV und sorgten so durch stete
Wiederholung für nachhaltige Einprägung der Marke. An diesem Wochenende probierte ich
einen Prototypen, den ITV NUNKI, aus. Schon kurz nach dem Start klappte eine Seite ein,
worauf ich den Flügel aber sofort wiederöffnen konnte. Dann wieder - nach erneutem
Wiederöffnen schaute ich mal nach oben und stellte fest, dass sehr wahrscheinlich alle
A-Leinen der einen Flügelhälfte etwas kürzer als auf der gegenüberliegenden Seite
waren. Angesichts des Geländes war eine Notlandung nicht (sofort) möglich. Erstmal
versuchte ich rauszufliegen und entschied mich dann, voll konzentriert irgendwo in
Richtung Landeplatz notzulanden. Obwohl mir nichts passiert war, hat mir dieser
Zwischenfall einen gehörigen Schrecken eingejagt. In der Regel dauert es lange, bis man
so ein Ereignis verdaut hat.
Das Händlertreffen fand 1992 am Vierwaldstättersee
statt. Am Vormittag orientierten wir die anwesenden Fluglehrer über ITVs zukünftige
Strategie. Erstmals erweiterten wir unsere Produktepalette mit Winterartikeln wie
Faserpelzpullis. Nach dem ausgezeichneten Mittagessen fuhren wir ins Engelbergtal und
konnten sogar noch einige Flüge mit den neuen Geräten unternehmen.
Das dritte FLY OVER OPEN fand erstmals in Marbach LU statt. Viele Piloten reisten an - einer suchte in einem anderen Marbach leider vergeblich nach uns, fand aber dann doch noch den Weg. Unter den Piloten waren auch so namhafte wie Sebastien Bourquin oder Bruno Britschgi. Und wieder litten wir unter dem Wetter. Diesmal war es hartnäckiger Nebel unterhalb der Marbach-Egg, welcher sich während den ganzen zwei Tagen nicht aufzulösen vermochte. So stellten wir das Programm kurzerhand um und starteten unterhalb des Nebels. Zielabwurf mit anschliessender Landung auf Strohballen konnten gewertet werden. Am Abend fuhren wir mit der Gondelbahn hinauf zur Marbach-Egg und genossen in sternenklarer Nacht das Fondue. Es herrschte eine Superlaune und dementsprechend kontrastreich gestaltete sich das nächtliche Wiedereintauchen in den Nebel. Nebenbei erwähnt lernte Marc an diesem Wochenende seine zukünftige Freundin Esther kennen.
Der letzte Anlass des
Jahres, wo wir ITV präsentierten, fand in Mollis statt. Der Gleitschirmclub Glarnerland
veranstaltet hier jedes ein ausgezeichnetes Testival, wobei die Hersteller und Importeure
die neuen Modelle präsentieren können.
Das Rekordjahr von FLY OVER ging mit über 200 verkauften Geräten zu Ende. FLY OVER verkaufte somit rund 10 % der gesamten Produktion von ITV und erreichte in der Schweiz einen Marktanteil von schätzungsweise 15 %. Obschon ITV noch immer einen grossen Teil der Werbung übernahm und uns einige Testgeräte zur Verfügung stellte, mussten wir aufgrund des gestiegenenen Umsatzes die finanzielle Verantwortung vollends übernehmen. Ich haftete also direkt mit meinem Privatvermögen - und in der Schweiz zog die Rezession immer weitere Kreise. Zeitweise betrugen die Ausstände (Kreditoren und Debitoren) weit über Fr. 100'000.- bei über 20 Geräten an Lager. Schliesslich war es für uns nur eine nebenberufliche Angelegenheit. Auf der anderen Seite zählten Flugschulen aus der ganzen Schweiz zu unserem Kundenkreis. Marbach, Gstaad, Fiesch, Oey, Engelberg, Meiringen, Kandersteg, Davos, Emmetten, Lenzerheide, Sils-Maria, St. Gallen, Thurgau, Zürich, Flims, Zinal, Cortaillod, Neuchâtel und Bern.
PS falls Inhalte nicht richtig wiedergegeben worden sind, besteht jederzeit via Email Korrekturen vorzunehmen - Für den Inhalt übernimmt niemand irgendwelche Gewähr noch haftet jemand für irgendwelche daraus entstehenden Kosten.